Nenderother-Heimatstube

Erstellt am 29.01.2021

Die Untaten des Jägers Johannes Rau von der Johannisburg - 1694

Um die Mitte der 1690er Jahre ereigneten sich im Bereich der unterhalb Nenderoth gelegenen Oberförsterei Johannisburg eine Reihe brutaler Sexualdelikte. Einem herrschaftlichen Jäger namens Johannes Rau wurden die Taten vorgeworfen.
Besonders an abgelegenen Orten wie der Ködinger Mühle und des Johannisburger Hofgutes trieb er sein Unwesen. Hier fand er seine Opfer, die er teils mit Erpressung, teils mit brutaler Gewalt versuchte, gefügig zu machen.
Dabei nutze er skrupellos seine Stellung als herrschaftlicher Jäger und schreckte auch nicht vor Gewaltandrohung gegen die Ehemänner der betroffenen Frauen zurück.
Nachdem die Vorfälle in der Öffentlichkeit mehr und mehr Unruhen auslösten, sah sich der Nenderother Pfarrer Johann Philipp Kolb (1660-1706 Pfarrer im Kirchspiel Nenderoth) genötigt, den Sachverhalt zu untersuchen und der Beilsteiner Amtsverwaltung Meldung zu erstatten.
Er lud die betroffenen Personen ins Nenderother Pfarrhaus vor, um sie in Gegenwart der versammelten Kirchenältesten zu befragen, ihre Anzeigen gegen den Jäger Rau entgegen zu nehmen und zu protokollieren.
Die Befragung der ebenfalls betroffenen Hoffrau vom Beilsteiner Hof -die aus Arborn stammende Anna Kuhlmann, Ehefrau des Johann Jacob Kuhlmann- fand am 19. Juni 1694 vor dem herrschaftlichen Keller Georg Wilhelm Grüter und im Beisein des beschuldigten Jägers Johannes Rau in der Canzlei zu Beilstein statt.
Die Vernehmungsprotokolle sind erhalten geblieben und befinden sich in den Beständen des Hessischen Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden. (Quelle: HStA Wiesbaden, 171, Z 3416)

Was schließlich aus dem beschuldigten Jäger Johannes Rau wurde, und welche Strafe ihn erwartete, konnte aus dem vorliegenden Material nicht ermittelt werden.

Die nachstehenden Transkriptionen gestatten einen unverfälschten Einblick in die Vorgänge, die vor ca. 330 Jahre die Bevölkerung in der Gegend um Nenderoth in Atem gehalten hatten.