Nenderother-Heimatstube
Mit seinen Gedichten, Geschichten und Erzählungen hat Ludwig Rühle ein Zeitdokument von bleibendem Wert hinterlassen.
In seinen heiter-besinnlichen, oft auch kauzigen Gedichten überliefert er eine gelegentlich derbe, mundartliche Ausdrucksweise,
die dem damaligen bäuerlichen Lebensstil entsprach.
Er wurde am 19. Juni 1895 als Sohn der Eheleute Georg Wilhelm und Wilhelmine Rühle in "Waanersch Haus" in Nenderoth gebohren.
Als jüngstes Kind von fünf Geschwistern wuchs er in einer kleinbäuerlichen Familie auf. Sein Vater "der ahle Waaner" hatte
neben der Landwirtschaft einen Handwerksbetrieb als Stellmacher (Wagner). Hier wurden aus Holz landwirtschaftliche Geräte bis
hin zu ganzen Bauernwagen hergestellt.
Die Eindrücke auf den Westerwälder Märkten, die er mit seinem Vater besuchte, schufen die Grundlage für sein literarisches
Wirken. Später, als er in der Fremde die leichtere städtische Lebensart kennengelernt hatte, verarbeitete er seine Erinnerungen
in Gedichten wie beispielsweise "von de sonndogse un de wergdogse Minsche".
Nach seiner Konfirmation war man in der Familie der Meinung, daß der Bub nicht zum Bauernstand tauge. Aus ihm könne etwas
"besseres" werden. Ludwig trat eine Banklehre in Weilburg an. Schnell stellte er fest, daß Wissen und Bildung zu Ansehen und
Wohlstand führen können. Mit der "westerwälder Hartnäckigkeit", auch Knäulköppigkeit genannt, verfolgte er seine beruflichen
Ziele. Am Freiburger Gymnasium legte er schließlich die Reifeprüfung ab.
Im ersten Weltkrieg war Ludwig Rühle Soldat an der Ostfront. Sein Beruf führte ihn später von Weilburg über Limburg und
Wiesbaden nach Frankfurt, wo er in der kaufmännischen Revisionsabteilung der Stadtverwaltung tätig war. An der Universität
bereitete er sich mit Selbststudium auf das Wirtschaftsprüferexamen vor, das er mit gutem Erfolg bestand. In Bremen war er als
Wirtschaftsprüfer bei internationalen Unternehmen tätig.
Nach seiner Pensionierung kehrte er in seine nassauische Heimat zurück und widmete sich seiner dichterischen Passion.
Die Bindung an den Ort seiner Jugend war bei ihm noch sehr stark. "Eich hu deham mei Land verkaaft", sagt er in einem seiner
Gedichte voller Wehmut. In seinen Geschichten über den Westerwald und seine Menschen beschreibt er das harte Leben auf kargen
Böden und den Zwang den schmalen Besitz zu erhalten.
Ludwig Rühle verstarb im 71. Lebensjahr am 13. April 1967 an einem Schlaganfall.