Nenderother-Heimatstube

Erstellt am 11.02.2019

Ludwig Rühle

Mit seinen Gedichten, Geschichten und Erzählungen hat Ludwig Rühle ein Zeitdokument von bleibendem Wert hinterlassen. In seinen heiter-besinnlichen, oft auch kauzigen Gedichten überliefert er eine gelegentlich derbe, mundartliche Ausdrucksweise, die dem damaligen bäuerlichen Lebensstil entsprach.
Er wurde am 19. Juni 1895 als Sohn der Eheleute Georg Wilhelm und Wilhelmine Rühle in "Waanersch Haus" in Nenderoth gebohren. Als jüngstes Kind von fünf Geschwistern wuchs er in einer kleinbäuerlichen Familie auf. Sein Vater "der ahle Waaner" hatte neben der Landwirtschaft einen Handwerksbetrieb als Stellmacher (Wagner). Hier wurden aus Holz landwirtschaftliche Geräte bis hin zu ganzen Bauernwagen hergestellt.
Die Eindrücke auf den Westerwälder Märkten, die er mit seinem Vater besuchte, schufen die Grundlage für sein literarisches Wirken. Später, als er in der Fremde die leichtere städtische Lebensart kennengelernt hatte, verarbeitete er seine Erinnerungen in Gedichten wie beispielsweise "von de sonndogse un de wergdogse Minsche".
Nach seiner Konfirmation war man in der Familie der Meinung, daß der Bub nicht zum Bauernstand tauge. Aus ihm könne etwas "besseres" werden. Ludwig trat eine Banklehre in Weilburg an. Schnell stellte er fest, daß Wissen und Bildung zu Ansehen und Wohlstand führen können. Mit der "westerwälder Hartnäckigkeit", auch Knäulköppigkeit genannt, verfolgte er seine beruflichen Ziele. Am Freiburger Gymnasium legte er schließlich die Reifeprüfung ab.
Im ersten Weltkrieg war Ludwig Rühle Soldat an der Ostfront. Sein Beruf führte ihn später von Weilburg über Limburg und Wiesbaden nach Frankfurt, wo er in der kaufmännischen Revisionsabteilung der Stadtverwaltung tätig war. An der Universität bereitete er sich mit Selbststudium auf das Wirtschaftsprüferexamen vor, das er mit gutem Erfolg bestand. In Bremen war er als Wirtschaftsprüfer bei internationalen Unternehmen tätig.
Nach seiner Pensionierung kehrte er in seine nassauische Heimat zurück und widmete sich seiner dichterischen Passion. Die Bindung an den Ort seiner Jugend war bei ihm noch sehr stark. "Eich hu deham mei Land verkaaft", sagt er in einem seiner Gedichte voller Wehmut. In seinen Geschichten über den Westerwald und seine Menschen beschreibt er das harte Leben auf kargen Böden und den Zwang den schmalen Besitz zu erhalten.
Ludwig Rühle verstarb im 71. Lebensjahr am 13. April 1967 an einem Schlaganfall.